Matthias Horx über die Magie der Transformation

Der Grundansatz Matthias Horxens Wirkens, besteht im liebevoll-kritischen Hinterfragen von Bildern, Konzeptionen und Visionen, die wir mit der Zukunft verbinden. Was ist realistisch, was wahrscheinlich? Dabei spielen systemische Wissenschaften, prognostische Systemtheorie, Komplexitätsdenken, philosophische Zukunftsfragen und Kognitionspsychologie eine Rolle. Sein aktueller Fokus liegt auf dem Megatrend Neo-Ökologie und der blauen Transformation sowie Zukunftsthemen rund um Gesundheit.

Mit seinem Prinzip der Regnose bietet er einen Gegenentwurf zur Prognose und neue Perspektiven sowie eine konstruktive Herangehensweise an gelingende Zukunft.

Das Gespräch mit Matthias verdeutlicht die Dringlichkeit der Transformation in einer sich stetig wandelnden Welt. Es zeigt auf, wie sowohl Individuen als auch Organisationen die Herausforderungen des Wandels bewältigen können und welche Rollen dabei die Magie der Transformation und die Erleuchtung der Digitalisierung spielen.

fifty1: Matthias, du hast die „Magie der Transformation“ als ein zentrales Thema hervorgehoben, womit du dich beschäftigst. Könntest du uns näher erläutern, warum dieses Thema für dich so bedeutsam ist?

Matthias: Sicher, das Konzept der Magie der Transformation mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen, aber im Grunde geht es mir darum zu verstehen, warum Transformationen in unserer Gesellschaft oft blockiert sind. Wenn wir uns die dringenden Bedürfnisse, wie beispielsweise die Dekarbonisierung oder die Herausforderungen der Klimakrise anschauen, erkennen wir einen enormen Bedarf an Transformation. Transformation und Wandel sind nicht nur erforderlich, sondern können auch erfüllend sein.

Gleichzeitig stoßen wir auf zahlreiche Widerstände. Viele Menschen, Unternehmen und Institutionen tendieren dazu, sich diesen notwendigen Veränderungen zu verweigern oder sie zu blockieren.

Was ich in meinem Leben als Zukunftsforscher immer festgestellt habe ist, dass Zukunft oder Transformation eine gewisse Magie, im Sinn einer Emotion, einer Motivation braucht. Das ist ein Zauber und es beginnt im Denken jedes Einzelnen und beeinflusst maßgeblich unser Handeln sowie unsere Wahrnehmung und unser Verhältnis zur Welt.

Menschen sind Wandelwesen, wir verändern uns dauernd im Laufe unseres Lebens, wenn wir es nicht tun, versteinern wir.

fifty1: „Menschen sind Wandelwesen“, inwieweit betrifft das Organisationen?

Matthias: Organisationen sind, wie der Name schon sagt, organisiert und strukturiert. Sie sind jedoch genauso wandlungsfähig wie Organismen. Viele Unternehmen durchlaufen bereits Transformationsprozesse, die sämtliche Bereiche betreffen – von ihren Produkten und Dienstleistungen über die Arbeitskultur bis hin zur Definition ihres tieferen Sinns oder Zwecks. Die Art der Führung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn Unternehmen von Führungskräften gelenkt werden, die sich rein auf finanzielle Aspekte konzentrieren, dann verändert sich eigentlich nichts in der inneren Konfiguration eines Unternehmens zum Markt und zur Welt. Die große Herausforderung dieser Transformation ist, das Ökologische oder das Organische mit dem Ökonomischen zu verbinden, was bei uns als Widerspruch gesehen wird.

Es geht vielmehr darum, ökologische und ökonomische Interessen miteinander zu verbinden, anstatt sie als gegensätzlich zu betrachten.

fifty1: Du bringst die „Magie der Transformation“ öfters mit dem Begriff der „Erleuchteten Digitalisierung“ in Verbindung. Was bedeutet das konkret?

Matthias: Bei der Digitalisierung geht es oft einzig um Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Viele Unternehmen nutzen digitale Technologien, um Abläufe zu rationalisieren und Mitarbeiter:innen zu kontrollieren. Dabei geht jedoch oft die Menschlichkeit in der Kommunikation verloren. Künstliche Intelligenz bietet zweifellos Potenzial, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die menschliche Interaktion von unschätzbarem Wert ist. Ich glaube, dass Kommunikation im Wesentlichen immer menschlich bleiben wird. KI ist ja da gut eingesetzt, wo es Dinge kann, die wir nicht können. Die sinnvolle Nutzung digitaler Technologien bedeutet für mich, sie dort einzusetzen, wo sie nötig sind, ohne dabei die Menschlichkeit zu vernachlässigen.

fifty1: Warum sollten Menschen deiner Meinung nach am Transformation Camp teilnehmen?

Matthias: Ein Transformation Camp ist wie eine Waschmaschine. Wenn man auf ein Transformation Camp geht, dann muss man sich durchwalken lassen. Es bietet eine einzigartige Chance, sich selbst zu reflektieren und sich auf eine Reise des Wandels einzulassen, also sich verändern lassen.

Es ist wie eine intensive Erfahrung, die den Geist herausfordert und dazu ermutigt, sich mit Neuem auseinanderzusetzen. Diese Art von Camp fördert Veränderungen auf individueller und organisatorischer Ebene.

Ich glaube, dass Transformation immer darauf hinweist, dass es ein Innen und ein Außen gibt, und dann gelingt Zukunft. Dann gelingen Veränderung und Wandel. Die Welt verändert sich und wir als Individuen oder als Gruppe und Organisation können uns auch verändern.

Das Transformation Camp ist mehr als nur ein Seminar oder eine Schulung – das stelle ich mir vor wie einen Umwandlungsprozess, bei dem man anders rausgeht, als man reingekommen ist.

Ich glaube es geht darum, dass man Menschen trifft, mit denen man die Wege koordinieren kann. Die einem helfen bei den inneren Wegen und bei den äußeren Wegen den Weg zu finden. Ich glaube, dass es eine innere und eine äußere Zukunft gibt und dass aus beidem der sinnvolle Wandel erst entsteht.

 

Zur Person:

Matthias Horx ist der einflussreichste Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Er ist Gründer des Zukunftsinstituts, Autor zahlreicher Bücher und prominenter Keynote Speaker sowie Gast in Medien, Wirtschaft und Politik.

Sein Interesse an Zukunft entwickelte sich schon in seiner Kindheit, in den „utopischen“ 60er-Jahren, als Zukunftsmythen entstanden, die uns bis heute beschäftigen. In den 90ern gründete der Journalist und Publizist die Agentur Trendbüro, im Jahr 1998 das Zukunftsinstitut.

 

Das Gespräch mit Matthias Horx führte Linh Dinh.

 

Kennst du übrigens schon Judith Muster? Sie wird ebenfalls bei uns am Transformation Camp 2024 eine Keynote zum Thema Humanisierung der Organisation und die Kunst des Diskurses halten. Schau vorbei.

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