Bei fifty1 arbeiten wir mit Unternehmen in Transformationsprozessen und beschäftigen uns damit diese Organisationen zukunftsfit zu machen. Eine Herausforderung dabei ist der Umgang mit Fehlern und organisationalem Lernen.

Fehler passieren überall und in allen Branchen – ob in kleinen Unternehmen oder Großkonzernen, allein oder in der Zusammenarbeit im Team. Auch in Hochrisikobereichen, wo sie keinesfalls passieren dürfen, da die Konsequenzen verheerend sein können. Der Umgang mit Fehlern allerdings entscheidet über den Erfolg. Eine positive Fehlerkultur ermöglicht Innovation, stärkt Vertrauen und macht Organisationen zukunftsfähig.

Ein persönlicher Fehler: Eine Erfahrung, die viel auslöste

Es war einer dieser Momente, die man am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. Ein Online-Training mit 150 Teilnehmenden stand bevor – ein Projekt, das ich aufgrund von Zeitdruck und anderen Verpflichtungen nicht mit der nötigen Sorgfalt vorbereitet hatte. Obwohl ich die Möglichkeit hatte, Unterstützung anzunehmen, lehnte ich ab. Der Gedanke, dass es sich „nur“ um ein einstündiges Training handelte, ließ mich die Komplexität unterschätzen.

Am Tag des Trainings ging alles schief, was nur schiefgehen konnte: Technische Probleme verzögerten den Start, ich verlor den Überblick und konnte wichtige Unterlagen nicht öffnen. Die Atmosphäre im virtuellen Raum kippte, und ich merkte, wie ich die Verbindung zur Gruppe verlor. Als die Präsentation schließlich beendet war, blieb nur das Gefühl völligen Scheiterns zurück.

Der erste Impuls war das Ereignis kleinzureden oder schlicht zu ignorieren. Doch etwas in mir sagte mir, dass Offenheit der bessere Weg sei. Ich entschied mich, den Fehler direkt anzusprechen und schrieb ein E-Mail an alle Teilnehmenden, in dem ich mich für den missglückten Ablauf entschuldigte, die Hintergründe erklärte und versprach, aus dem Vorfall zu lernen.

Was folgte, war für mich eine Überraschung: Statt negativer Rückmeldungen erhielt ich viel Zuspruch. Die Teilnehmenden schätzten meine Ehrlichkeit, und einige äußerten, dass sie eine solche Transparenz in Trainingssituationen noch nie erlebt hätten. Besonders beeindruckend war die Reaktion des Auftraggebers. Er betonte, dass mein Umgang mit dem Fehler ein Vorbild dafür sei, wie man in ihrer Organisation eine konstruktive Fehlerkultur etablieren könne.

Diese Erfahrung zeigte mir zweierlei:

Erstens, dass der Mut zur Offenheit entscheidend ist, um Vertrauen wiederherzustellen.

Zweitens, dass Fehler nicht das Ende bedeuten müssen, sondern oft der Anfang einer neuen Dynamik sein können – sowohl in der Beziehung zu Kund:innen als auch im persönlichen Lernen.

Fehler passieren überall – auch da wo sie nicht passieren dürfen

Fehler sind menschlich. Doch besonders in Bereichen mit kritischer Infrastruktur wie Krankenhäusern oder Energieversorgern wird oft suggeriert, Fehler seien inakzeptabel.

Amy Edmondson, Expertin für psychologische Sicherheit, betont jedoch, dass Fehlervermeidung nicht immer der sicherste Weg ist. Eine offene Fehlerkultur, in der Mitarbeitende ohne Angst Missstände ansprechen können, rettet nicht nur Projekte, sondern oft auch Leben.

Ein beeindruckendes Beispiel ist die Luftfahrtindustrie, die durch umfassende Fehleranalysen eine der sichersten Branchen der Welt geworden ist. Fehler werden hier nicht als Versagen betrachtet, sondern als Chancen zur Optimierung.

Was passiert, wenn Fehlerkultur fehlt?

In Unternehmen ohne konstruktive Fehlerkultur entsteht häufig ein Klima der Angst, in dem Mitarbeitende Fehler aus Furcht vor negativen Konsequenzen oder Schuldzuweisungen nicht offen ansprechen. Diese Vermeidungshaltung lähmt Innovation und hemmt die Problemlösungsfähigkeit der Teams.

Neurowissenschaftliche Studien belegen, dass solche stressigen Situationen das Gehirn in den „Überlebensmodus“ versetzen, was die Funktion des präfrontalen Kortex einschränkt. Dieser Bereich ist jedoch entscheidend für kreatives Denken, Entscheidungsfindung und Problemlösungen. Das Ergebnis ist eine geringere Produktivität, weniger Innovationskraft und eine langfristige Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Scheitern als Innovationstreiber

In Unternehmen wie Netflix gehört Scheitern zur Strategie. Der Streamingdienst testet ständig neue Formate und Funktionen – und verwirft viele davon wieder. Gründer Reed Hastings betont, dass Innovation nur durch Experimente entsteht, die oft scheitern.

Dyson ist ein weiteres Beispiel: Über 5.000 Prototypen scheiterten, bevor der erste Staubsauger funktionierte. Heute nutzt Dyson diese Geschichte im Marketing, um den Wert von Ausdauer und Fehlern zu illustrieren.

Statistiken zeigen, dass rund 90 % aller Innovationsprojekte scheitern, bevor eines erfolgreich ist. Doch es ist genau diese Fehlerquote, die langfristig bahnbrechende Produkte hervorbringt.

Vorbilder in der Fehlerkultur

In Europa gibt es inspirierende Beispiele für konstruktiven Umgang mit Fehlern:

  1. Schindlerhof Hotel (Deutschland): Regelmäßige „Fehler-des-Monats“-Auszeichnungen ermutigen Mitarbeitende, Risiken einzugehen. Fehler werden gefeiert, um ihre Lernpotenziale zu unterstreichen
  2. Zalando (Deutschland): Das Tech-Unternehmen integriert Fehler in seinen Innovationsprozess und schafft Raum für Experimente, bei denen Rückschläge Teil der Strategie sind
  3. N26 (Deutschland/Österreich):Die Digitalbank lebt eine Kultur des schnellen Experimentierens und Lernens. Fehler werden akzeptiert, um Innovation voranzutreiben

Rituale und Formate für eine positive Fehlerkultur

Fehlerkultur beginnt mit kleinen Schritten. Erfolgreiche Unternehmen nutzen Formate, um Offenheit und Vertrauen zu fördern:

  1. „Failure Fridays“: Regelmäßige Meetings zur Analyse und Feier der größten Fehler der Woche
  2. Retrospektiven: Teams reflektieren Fehler und entwickeln Lösungen in einem strukturierten Rahmen
  3. „Fuckup Nights“: Offene Veranstaltungen, bei denen Führungskräfte und Mitarbeitende gescheiterte Projekte vorstellen und ihre Learnings teilen

Diese Formate schaffen nicht nur Raum für Reflexion, sondern fördern auch Innovation und Zusammenhalt.

Wie Führungspersonen Fehlerkultur vorleben können

Führungskräfte sind entscheidend für den Erfolg einer offenen Fehlerkultur, da sie den Ton für das gesamte Team angeben. Ihre Aufgabe ist es, nicht nur Fehler zu akzeptieren, sondern diese aktiv als Lernchancen zu nutzen und vor dem Team transparent darüber zu sprechen. Wenn Führungskräfte ihre eigenen Fehler einsehen und diese reflektieren, schaffen sie ein Umfeld, in dem Mitarbeitende ebenfalls Fehler ohne Angst vor Repressalien ansprechen können.

Ein praktisches Beispiel: In Unternehmen mit einer stark ausgeprägten Fehlerkultur ist es üblich, dass Führungskräfte ihre größten Fehlentscheidungen offen im Team besprechen, um gemeinsam zu analysieren, was schiefgegangen ist und was daraus gelernt werden kann. Dieser Prozess stärkt nicht nur das Vertrauen innerhalb des Teams, sondern fördert auch die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Sie sehen, dass Fehler menschlich sind und dass es darum geht, aus ihnen zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Diese Offenheit von oben nach unten schafft eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Verbesserung, in der jeder Mitarbeitende sich sicher fühlen kann, Fehler zuzugeben und Lösungen aktiv mitzugestalten.

Die Schule des Fehlermachens: Was wir neu lernen müssen

Schon in der Schule wird der Umgang mit Fehlern oft negativ geprägt. Fehler werden rot markiert, als Misserfolg gewertet und als etwas betrachtet, das es zu vermeiden gilt. Diese Einstellung setzt sich in vielen Berufsfeldern fort und beeinflusst die Unternehmenskultur, in der Fehler oft mit Scham und Angst verbunden sind. Doch die Perspektive auf Fehler hat sich in den letzten Jahren zunehmend gewandelt. Innovative Unternehmen verstehen mittlerweile, dass Fehler nicht nur Teil des Lernprozesses sind, sondern diesen erst ermöglichen.

Früher galt es als Schwäche, Fehler zuzugeben. Heute sehen immer mehr Unternehmen diese als wertvolle Chancen zur Weiterentwicklung. Henry Ford sagte treffend: „Scheitern ist die Gelegenheit, wieder von vorn anzufangen – intelligenter.“ Diese Haltung fördert nicht nur Innovation, sondern auch stärkere Teams. Unternehmen, die eine Lernkultur pflegen, in der Fehler als Teil der kontinuierlichen Entwicklung anerkannt werden, schaffen nicht nur bessere Produkte, sondern auch ein Arbeitsumfeld, das Kreativität und Zusammenarbeit fördert.

Fazit: Der Weg zur lernenden Organisation

Fehler sind keine Schwäche, sondern eine Ressource. Eine konstruktive Fehlerkultur schafft psychologische Sicherheit, fördert Innovation und stärkt Vertrauen. Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle: Sie müssen Offenheit vorleben und Raum für Reflexion schaffen.

Wie könnte eine positive Fehlerkultur in deinem Unternehmen aussehen?

Bei fifty1 unterstützen wir dich dabei, eine lernende Organisation zu entwickeln, in der Fehler als Chancen begriffen werden. Mit unserem hXt Beratungsangebot und der fifty1 Akademie machen wir Menschen wirksam und Organisationen zukunftsfit. Dazu gehört auch fortlaufend zu lernen und Neues auszuprobieren.

Lass uns gemeinsam herausfinden, wie ihr psychologische Sicherheit fördern und Innovationskraft entfalten könnt. Melde dich gerne und starte deine Transformation – denn der beste Weg zu nachhaltigem Erfolg beginnt oft mit mutigen Schritten.

Wir freuen uns auf dich! 😊